Immer diese Herzscheiße, Nana Rademacher. Buchcover

Worum es in diesem Buch geht:

Die fünfzehnjährige Sarah lebt mit ihren Großeltern in ärmlichen Verhältnissen in einem sozial schwachen Wohnviertel in Stuttgart. Ihre Zukunft sieht sie als Hartz IV Empfängerin, deshalb ist es ihr vollkommen egal, ob sie die Schule abschließt. Sie schwänzt, lügt, stiehlt, dealt und ertränkt die Aussichtslosigkeit ihres Lebens in Alkohol. Ihre Großeltern sind das Einzige, das halbwegs Bedeutung für sie hat. Deshalb lässt sie sich zu einem Theaterprojekt überreden, für das sie ihr Deutschlehrer als Ausweg zur Lehrerkonferenz (und dem zwangläufigem Schulverweis) verpflichtet.

Sie lässt sich auf die Theatergruppe zuerst nur unwillig ein, verbringt dann aber immer mehr Zeit mit ihr. Vor allem mit Kathi, die ihr  als „Tandemstudentin“ helfen soll, ihren Schulabschluss zu schaffen.
Als sich Sarah nach und nach in den zurückhaltenden Paul verliebt, erkennt sie, dass es vielleicht eine Chance für sie gibt, ihr Leben zu verändern. Doch das Zusammentreffen ihrer neuen und der alten Welt stürzt sie in ein emotionales Chaos.

Was mir gefallen hat:

Sarah hat keine Zukunftsperspektive, abgesehen davon, sich als Hartz IV-Empfängerin mit Schwarzarbeit über Wasser zu halten und ist davon überzeugt, diesem Schicksal nicht entrinnen zu können. Trotzig stellt sich der Welt, die ihr nichts zu bieten hat entgegen und versucht, mit den Gegebenheiten zurechtzukommen. Dabei zeigt sich resistent gegen alle Versuche, ihr einen anderen Weg zu aufzuzeigen.

Damit könnte man sie als unsympathische Protagonistin anstempeln und das Buch weglegen, wäre da nicht dieser Blick auf das verletzte Mädchen mit dem guten Herzen. Auf die Sarah, die sich die Schuld am Weggehen ihrer Mutter gibt und die das Geld, das ihr ihre Großmutter zusteckt, heimlich wieder in die Haushaltskasse legt, weil sie weiß, dass sowieso immer zu wenig da ist.

… und wäre da nicht diese Liebesgeschichte, die sich ganz unaufdringlich und unkitschig entwickelt und Sarahs Sicht auf die Dinge verändert. Vielleicht gibt es im Leben doch Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt.

Sprache & Stil:

Der ungewöhnliche Stil des Buches erzählt nicht nur aus der Ich-Perspektive, sondern taucht sprachlich komplett in die Denkweise der Protagonistin ein. Es liest sich, als kämen die Sätze direkt aus Sarahs Kopf – unglaublich echt und ergreifend. Ich habe mich beim Lesen Sarah sehr nahe gefühlt und konnte sie verstehen, obwohl ihr Verhalten geradezu nach Kritik schreit.
Als Leser erkennt man schnell, dass sich hinter ihrer rauen und ignoranten Art ein mitfühlender Mensch versteckt, der nicht verletzt werden möchte.

Mit ihrem Schreibstil schenkt uns die Autorin einen Blick auf die Welt durch Sarahs Augen.
Um diesen Effekt noch zu verstärken, sind Fremdwörter und Wörter, die ganz sicher nicht Bestandteil einer jugendlichen Ghettosprache sind, absichtlich falsch geschrieben. Mir persönlich war das einen Tick zu viel des Guten. Die „Züpressen“ und der „Schakesbier“ liegen mir noch heute schwer im Magen. 😉

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